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1. Geschichte der Neuzeit - S. 22

1887 - Wiesbaden : Kunze
22 Erste Periode der Neuzeit. Eidschwures entbinden und schloß mit diesem und Heinrich Viii. von England, sowie mit einigen italienischen Fürsten einen Bund gegen den Kaiser. Dieses führte zum zweiten Krieg (1527—1529). Die deutschen und spanischen Truppen des Kaisers, von Karl von Bourbon geführt, drohten, da es an Sold fehlte, mit Ausstand und Desertion- Um sie zu befriedigen, ließ Bourbon sie nach R o m marschieren und die Stadt erstürmen, woraus eine großartige Plünderung folgte. Der Papst hatte sich nach der festen Engelsburg geflüchtet, wo unter feinen Fenstern übermütige Landsknechte ihn und die Kar-dinäle durch Nachäffung der kirchlichen Gebräuche verhöhnten und Luther in wildem Jubel zum Papste ausriefen. Jetzt erschien ein französisches Heer unter dem Marschall Lautrec und drang siegreich bis Neapel vor, welches 1528 belagert wurde. Allein der verschwenderische, prachtliebende Franz schickte seinem Heere kein Geld; eine furchtbare Pest lichtete die Reihen der Franzosen, auch Sautrec starb. Franz sehnte sich ebensosehr nach dem Frieden wie Karl, welchem die Türken und die Evangelischen in Deutschland Sorge machten. Karls ~Lante, Magareta von Östreich, und Franzens Mutter, Luise von Savoyen, kamen in Cambray zusammen und schlossen 1529 einen Frieden, in welchem Franz gänzlich aus Italien verzichtete, des Kaisers Schwester heiratete, und Burgund um zwei Millionen Kronen erhielt. Dieser Friede heißt der Damenfriede. Auch mit dem Papste söhnte sich Karl aus und empfing von demselben in Bologna 1530 die lombardische und die römische Krone, obwohl er schon nach seiner Krönung in Aachen den Kaisertitel geführt hatte. Es ist dies die leate Kaiserkrönung, welche Italien gesehen hat. Einsall der Türken. Im Jahre 1529 ward Wien von den Türken hart bedrängt. Gegen den König Ludwig von Ungarn hatte sich Johann Zapolpa, der reichste Gras in Ungarn, aufgelehnt und unverhohlen seine Absichten auf die Königskrone bekannt. Die größte Verwirrung herrschte im Lande; da erschien noch der Sultan Sol im an mit 300 000 Mann. Franz I. hatte ihn während feiner Gefangenschaft in Madrid zu diesem Einfalle veranlaßt. Bei Mohacz kam es 1526 zur Schlacht. Trotz aller Tapferkeit wurden die Ungarn besiegt und verloren ihren König. Nun entstanden zwei Parteien; die eine, die Jagellonische, wählte des Kaisers Bruder Ferdinand zum König, die andere den Grasen ^>apolya. Dieses letzteren nahm sich Soliman an, besetzte ohne große Mühe beinahe ganz Ungarn und belagerte Wien. Allein der alte

2. Geschichte der Neuzeit - S. 26

1887 - Wiesbaden : Kunze
26 Erste Periode der Neuzeit. selbst 30 000 Gulden als Lösegeld. Er und seine Gefährten wurden elendiglich in die Spieße der Bauern gejagt und jämmerlich zu Tode gemartert. Der Gräfin rissen die Wüteriche das kostbare Geschmeide herunter, warfen sie und ihre Frauen auf einen Karren und fuhren sie unter höhnischen Reden nach Heilbronn. Viele deutsche Ritter, welche sich für zu schwach hielten, den Bauern Widerstand zu leisten, gewährten die gestellten Forderungen; Luther aber forderte in einer Schrift „wider die räuberischen und mörderischen Bauern" die Fürsten aus, die Bauern zu züchtigen und die Aufstände nieder zu werfen. Göh von Berlichingen. Unter den Adeligen jener Zeit fällt eine Persönlichkeit auf, welche damals die Bauern des Odenwald des zu ihrem Feldhauptmann erwählten, der berühmte ritterliche Held Götz von Berlichingen. Von Jugend auf dem Kriegsleben zugethan, hatte er seine Tage im Felde und Kriegslager zugebracht und bei der Belagerung von Landshut die rechte Hand eingebüßt, welche er durch eine künstliche von Eisen zu ersetzen wußte. Sein unruhiger Geist verwickelte ihn in allerlei Fehden mit weltlichen und geistlichen Herren, so daß er nie zur Ruhe kam. Auch dem Herzog von Würtemberg leistete er Hilfe gegen den schwäbischen Bund und übernahm die Verteidigung des Schlosses Mökmühl. Nachdem er es lange tapfer gehalten hatte, mußte er sich wegen Mangel an Lebensrnitteln ergeben, erhielt aber mit den ©einigen freien Abzug. Unterwegs indeß ward er überfallen und noch Heilbronn geführt, wo man ihn aufforderte, Urfehde zu schwören. Er weigerte sich dessen aufs entschiedenste und ließ sich lieber in einen Turm abführen, ehe er nachgegeben hätte. Seine Frau eilte rasch zu Franz von Sickingen und Georg von Frundsberg, welche zwar als Häupter des schwäbischen Bundes Götzens Gegner waren, aber dies Unrecht mißbilligten und zu seiner Befreiung herbei kamen. Allein er mußte dennoch zwei Jahre Gefangener bleiben, die Urfehde beschwören, 2000 Gulden Schatzung zahlen, die Unkosten tragen und allen Bundesgenossen Ruhe und Frieden geloben. Diesen tapfern Ritter wählten die aufrührerischen Bauern zu ihrem Oberst-Feldhauptmann und zwangen ihn, die Führung anzunehmen. Götz that dies endlich in der Hoffnung, er werde viel Unglück und manche Grausamkeit verhüten können. Allein er irrte. Da er die Bauern von Brand und Plünderung zurückzuhalten nicht im Stande war, so legte er seine Stelle nieder, mußte aber unter strenger Aussicht bei ihnen bleiben, bis es ihm nach einer

3. Geschichte der Neuzeit - S. 92

1887 - Wiesbaden : Kunze
92 Erste Periode der Neuzeit. nete, ward befördert, wer ungehorsam war, kam an den Galgen, wer willig folgte, erhielt fürstliche Belohnungen. Sein Anblick hatte etwas Unheimliches. Beinkleider und Mantel waren von Scharlach, sein Reiterrock war von Elensfell, der Halskragen spanisch gekräuselt' der Bart sorgfältig gepflegt, sein Haupthaar kurz geschoren, der Hut mit einer roten Hahnenfeder geziert: seine Gestalt war hager, sein Blick finster und geheimnisvoll. Wenn er durch das Lager schritt, wandelte die Krieger ein seltsames Grauen an; man hielt ihn für „fest" und mit bösen Geistern im Bunde. Wallenstein zog mit seinem Heere an die Elbe, um die Stände Niedersachsens zu bewältigen. Ernst von Mansfeld versuchte durch Brandenburg und Schlesien nach Böhmen und Ungarn vorzudringen und stürmte 1626 die Wallensteinischen Verschanzungen an derdessauerelbbrücke. Allein er erlitt eine bedenkliche Niederlage und rettete den Rest seiner Truppen nach Schlesien, um sich mit einem Feinde des Kaisers, dem siebenbürgischen Großfürsten Bethlen Gabor, zu verbinden. Da dieser aber die hungrigen Scharen des Mansselders nicht füttern wollte, so schloß er Frieden mit feem Kaiser. Dem edlen Mansfeld blieb nun nichts übrig, als seine Soldaten zu entlassen und nach Venedig abzureisen. In Bosnien erlag er den Anstrengungen; ein Fieber raffte ihn im 46. Lebensjahre 1626 dahin. Als er den Tod herannahen fühlte, ließ er sich mit seinem Kriegsrock bekleiden und den Degen umgürten und erwartete, aus zwei Offiziere gestützt, stehend sein Ende. Kurz vor ihm war auch sein jüngerer Waffengefährte, Christian von Braunschweig, gestorben. Während Wallenstein den Grasen Ernst von Mansfeld verfolgte, schlug Tilly 1626 das Heer des Dänenkönigs bei Lutter am Barenberge in Braunschweig. Von hier wandte er sich nach Holland, welches dem Könige Hilfe geleistet hatte, um es zu züchtigen. Aus die Nachricht von Tillys Sieg war Wallenstein rasch herbeigeeilt und überschwemmte nun ganz Holstein und Jütland mit seinen Scharen; denn Christian Iv. hatte sich auf sein Jnselreich zurückgezogen. Sehr schlimm erging es damals den beiden Herzögen von Mecklenburg, welche wegen ihres Bundes mit Dänemark in die Reichsacht gekommen waren. Sie wurden verjagt und mußten es geschehen lassen, daß der Kaiser den Grafen Wallenstein mit Mecklenburg belehnte und zum Admiral des baltischen Meeres ernannte. Auch Pommern, welches unter dem alten Herzog Bogislav Xiv. stand, überschwemmten die Scharen des Friedländers; die mächtige

4. Geschichte der Neuzeit - S. 101

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 5, 4. Der Schwedenkrieg. 101 abwallendes Haar, einnehmende Stimme gewannen ihm die Herzen aller, die ihn kannten. Seine Rede war stets launig, sein Gemüt echt christlichen Sinnes voll und seine Gottesfurcht und Sittlichkeit bewundernswert. So lange er lebte, hielten die Schweden allerorten die beste Manneszucht und beteten fleißig. „Je mehr Betens, je mehr Siege.s; fleißig gebetet, ist halb gefochten," pflegte Gustav zu sagen. Daß übrigens Gustav Adolf nicht bloß von dem Wunsche, seinen bedrängten Glaubensgenossen zu helfen, sondern auch von Eroberungslust geleitet wurde, beweist die Enthüllung seiner Absichten in Nürnberg: „Ich verlange von meinen Freunden nur Dankbarkeit, aber was ich dem Feinde abgenommen, denke ich zu behalten: der protestantische Bund muß, von dem katholischen getrennt, sich ein eigenes Oberhaupt wählen; mit bloßem Solde kann ich mich nicht begnügen. Ich habe ein Recht, Land zu fordern, vor allem — Pommern, und es bedarf einer neuen Ordnung, die alte Reichsverfassung taugt nicht mehr." Wallenstein führte ohne Gepäck und Geschütz, fast ohne Waffen und Fahnen, die Trümmer seines Heeres eiligst nach Böhmen zurück und hielt, da er die erlittene Niederlage dem feigen Benehmen einzelner Offiziere und Truppenabteilungen zuschrieb, in Prag strenges Kriegsgericht. Viele Offiziere wurden enthauptet, sieben zerbrach der Henker den Degen, die Namen von mehr als 50 wurden an den Galgen geschlagen. Auch mehrere Soldaten wurden gehenkt, und die Fahne des Regiments, welches zuerst die Flucht ergriffen hatte, vom Henker öffentlich verbrannt. Fortsetzung des Krieges unter Schwedens Führung. An die Spitze der schwedischen Regierung trat der Reichskanzler Graf Axel Oxenstierna für Gustavs unmündige Tochter Christine, welche, 8 Jahre alt, aus Gustav Adols von 1632 bis 1654 folgte (§. 7, 11). Den Oberbefehl des Heeres übernahm der Herzog Bernhard von Weimar, ein erprobter, tüchtiger Feldherr, welcher an Mut, Einsicht und Tapferkeit dem verstorbenen König gleich stand; nur Ruhe und Kaltblütigkeit fehlten ihm. Um das schwedische Heer zu verstärken, schloß Axel Oxenstierna mit dem fränkischen, schwäbischen, ober- und niederrheinischen Kreise 1633 ein Bündnis zu Heilbroun. Bei demselben fehlten wieder die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg, weil sie von einem fremden Kanzler keine Befehle annehmen wollten. Kleinliche Eifersucht hemmte nun häufig die größten Unternehmungen: die schwedischen

5. Geschichte der Neuzeit - S. 170

1887 - Wiesbaden : Kunze
170 Zweite Periode der Neuzeit. seinen Gegnern lobend anerkannt werden. Freilich hatte er neben diesen großen Vorzügen noch größere Fehler, welche er zwar selbst kannte, aber nicht ablegte. Er war roh, dem Trunke ergeben und nahm es mit Sitte und Anstand nicht genau. Sein zügelloses Leben bereitete ihm körperliche Leiden, welche zuletzt durch eine heftige Erkältung, die er sich bei Rettung eines Schiffest zuzog, unheilbar wurden. Er starb 1725 und hinterließ außer Alexeis Sohn Peter nur zwei Töchter, Anna und Elisabeth; seine zwei Löhne waren gestorben. Peters des Großen Nachfolger. Fürst Mentschikoff hatte die kaiserliche Garde für Katharina gewonnen, und durch deren Einfluß wurde sie zur Selbstherrscherin aller Reußen ausgerufen. Katharina I. (1725—1727) war die Tochter armer livländifcher Leibeigenen und nach dem Tode ihrer Eltern in Marienburg erzogen worden. 1701 heiratete sie einen schwedischen Dragoner, der sie bald wieder verließ. Als die Russen Marienburg eroberten, fiel Katharina dem russischen General als Beute zu. Dieser übergab ihr die Aufsicht über sein Hauswesen. In gleicher Eigenschaft diente sie hierauf in dem Hause des Fürsten Mentschikoff, bei welchem der Kaiser sie sah. Peter fühlte sich von ihrer Schönheit und ihrem Verstände so gefesselt, daß er sie zu sich nahm. Da sie sich in die Launen des Kaisers gut zu fügen verstand und ihr Rat diesem oft unentbehrlich schien, so erhob er sie zu seiner Gemahlin. Er mißhandelte sie zwar zuweilen, vergaß aber nie, daß sie ihn am Pruth aus den Händen der Türken befreit hatte, und überhäufte sie oft mit Beweisen seiner Dankbarkeit. 1724 ließ er sie feierlichst zur Kaiserin krönen und machte es dadurch wahrscheinlich, daß sie seine Nachfolgerin werden würde. Mit Hilfe des Fürsten Mentschikoff gelang es ihr, den Tod Peters des Großen so lange zu verheimlichen, bis durch zweckmäßige Maßregeln der Kaiserin die Thronfolge gesichert war. Der Erzbischof von Pleskow mußte vor dem Volke und den Truppen schwören, daß der Kaiser ihm aus dem Sterbebette erklärt habe, seine Gemahlin allein sei würdig, ihm in der Regierung zu folgen. Die Kaiserin verließ sich ganz auf Mentschikoff, hielt sich mehrere Günstlinge und ergab sich einem wüsten Leben, sodaß sie schon 1727 starb. Ihr folgte Alexeis Sohn Peter Ii. (1727—1730), welcher den Fürsten Mentschikoff mit seiner ganzen Familie nach Sibirien verbannte. Mit ihm erlosch, da er bald daraus an den Blattern starb, der Mannesstamm des Hauses Romanow. Da er keinen Nachfolger ernannt hatte, so wählten der Staatsrat und die zu Moskau versammelten Großen, mit

6. Geschichte der Neuzeit - S. 188

1887 - Wiesbaden : Kunze
188 Zweite Periode der Neuzeit. sich die Brandenburger bei der Eroberung Ofens so auszeichneten, daß sie von den Türken Feuermänner genannt wurden. Wie der Kurfürst nach außen zum Schutze des Reiches auftrat und die Rechte seines Landes wahrte, so wirkte er im Innern mit scharfem Blick und fester Hand für die Wohlfahrt seiner Unterthanen. Die Schäden, welche der 30jährige Krieg seinem Lande gebracht hatte, tilgte er, indem er dem Ackerbau aufhalf und in den verwüsteten Landschaften niederländische und schweizer Kolonisten ansiedelte. Die weit aus einander liegenden Teile seines Landes verband er durch Einführung einer einheitlichen Verwaltung enger mit einander. Die Vorrechte der Stände, welche nur auf ihren Vorteil bedacht waren, hob er auf und brach den Widerstand, der ihm in Preußen von denselben entgegengesetzt wurde. Auf inländische wie ausländische Gegenstände des täglichen Verbrauchs legte er eine Steuer, die alle Unterthanen ohne Unterschied treffen sollte, und erhöhte dadurch die nötigen Staatseinkünfte. Handel und Verkehr förderte er durch Anlegung von Landstraßen und Einrichtung des Po st wesen s. Zwischen Oder, Spree und Elbe schuf er eine Wasserstraße durch Anlage des Friedrich-Wil-helms-Kanals. Ja, sein Blick richtete sich bereits auf den Seehandel, den er bei den Holländern in Blüte gesehen; darum sein Streben nach dem Besitze Vorpommerns und dessen Häfen. Er wollte Brandenburg auch zu einer Seemacht erheben, begann deshalb mit Erbauung einer Flotte und gründete an der Goldküste von Guinea 1683 eine Kolonie mit der Festung Großfriedrichsburg (die unter Friedrich Wilhelm I. an Holland kam). Einen erfreulichen Zuwachs an betriebsamen Kräften erhielt fein Land durch 20000 Hugenotten, die nach der Aufhebung des Ediktez von Nantes 1685 aus Frankreich flohen und bereitwillig von ihm aufgenommen wurden. Die meisten ließen sich in Berlin nieder, wo sie die „französische Kolonie" gründeten und sich durch Fleiß und Geschicklichkeit auszeichneten. Eine Hauptsorge für ihn bildete die Verbesserung des Heerwesens. Entgegen der bisherigen Einrichtung, wonach im Kriegsfälle Ritter und Bauern zum Kampfe aufgeboten und nach Beendigung des Krieges wieder entlassen wurden, schuf er ein stehendes Heer aus geworbenen und besoldeten Leuten, die in Friedenszeiten im Militärdienst tüchtig geschult wurden. Bei der Ausbildung des Heeres, das allmählich auf 28 000 Mann anwuchs, . unterstützten ihn der General von Sparr, ein Meister des Geschütz-

7. Geschichte der Neuzeit - S. 194

1887 - Wiesbaden : Kunze
194 Zweite Periode der Neuzeit. botanischen Garten in Berlin und eine chirurgische Anstalt an der Akademie. Daß er kein Feind wissenschaftlicher Bildung war, zeigte er durch die Unterstützung der Gymnasien. Besondere Fürsorge widmete er dem Volksunterricht. In allen Teilen seines Staates ließ er Volksschulen errichten, in Ostpreußen allein an tausend, und machte es den Eltern zur Pflicht, ihre Kinder vom fünften bis zum zwölften Jahre zur Schule zu schicken, damit jeder Unterthan in Religion, Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet werde. Der Gedanke, daß die Sicherheit des preußischen Volkes auf seinem Heere beruhe, richtete die Sorge des Königs fortdauernd auf die Verbesserung und Vermehrung des Heerwesens. Er teilte das Land in Militärbezirke ein und wies jedem Regiment einen Bezirk an, aus welchem es die Hälfte seiner Truppen auszuheben hatte, die übrigen wurden geworben. Wie die Staatseinkünfte stiegen, so mehrte sich auch die Zahl der Truppen. Für die Ausbildung sorgte Fürst Leopold von Dessau, der „alte Dessauer", in einem Grade, daß die preußischen Soldaten allgemein für Mustertruppen galten. Der König, selbst von Herzen Soldat, wandte seinen „lieben blauen Kindern" sein ganzes Interesse zu. Besondere Neigung zeigte er zu langgewachsenen und wohlgebildeten Leuten, die er in seinem Leibregiment, dem berühmten Regiment der „Potsdamer Riesen" vereinigte. Zu ihrer Erlangung scheute der sonst so sparsame Fürst keine Ausgabe, und Werber mußten sie ihm aus aller Herren Länder zusammenbringen. Das häusliche Leben des Königs war bürgerlich eingerichtet. Überall waltete Einfachheit, Ordnung und strenge Regelmäßigkeit. Der König stand früh auf und widmete einen großen Teil des Tages den Staatsgefchäften. An Stelle üppiger Gastmähler herrschte bürgerlicher Tisch. Die prunkenden Hossestlichkeiten, Schauspiele und geistreichen Cirkel waren verschwunden, statt dessen gab's Wachtparaden und Truppenmusterungen. Die Königin und ihre Töchter beschäftigten sich mit Handarbeiten und häuslichen Verrichtungen. Erholung fand der König abends in dem „Tabakskollegium". In diesem versammelten sich seine Generale, Minister, Räte, Gelehrte, auch wohl auswärtige Gesandte zu ungezwungenem Verkehr. Man rauchte Tabak, trank Bier bei kalter Küche, unterhielt sich über die verschiedensten Dinge, erzählte Scherze, neckte sich auch wohl oder machte, wie der „alte Dessauer", derbe Witze. In diesem vertrauten Kreise ließ der König seiner Laune freien Lauf und äußerte sich

8. Geschichte der Neuzeit - S. 210

1887 - Wiesbaden : Kunze
210 Zweite Periode der Neuzeit. 4. Die fernere Regierung Friedrichs des Großen. Nach Beendigung des siebenjährigen Krieges suchte Friedrich zunächst die Verheerungen, die derselbe verursacht, wieder auszulöschen. In den am meisten gelittenen Gebieten: in den Marken, in Pommern und den westlichen Besitzungen erließ er den verarmten Bewohnern die Steuern, gab Saatkorn und trat zur Bearbeitung des Bodens Militärpferde ab. Die zerstörten Ortschaften wurden auf Kosten des Staates wieder aufgebaut. Sümpfe wurden ausgetrocknet und Kolonisten angesiedelt. Was er durch Sparsamkeit in seinem Hof-leben erübrigte, ließ er seinem Lande zukommen. Neben dem Ackerbau pflegte er Obst- und Gartenkultur und ließ neue Kulturpflanzen, wie Maulbeerbaum und Kartoffel anbauen. Zur Hebung des Handels legte er den Plauenfchen, den Finnow- und den Bromberger Kanal an. Den überseeischen Handel begünstigte er durch Stiftung einer Bank und der Seehandlungsgesellschaft. Die Gewerbe förderte er durch Verbot solcher Waren, die im eigenen Lande hergestellt wurden, und Einrichtung hoher Schutzzölle auf andere fremde Erzeugnisse. Mehrere Fabrikzweige wurden Staatsmonopol, andere unterstützte er. Bald blühten die Leinwand-, Woll- und Baumwollindustrie, Glas- und Porzellanmanusaktur aus. Das Finanzwesen brachte er in beste Ordnung; jedoch machten die Franzosen, die er zur Erhebung der Steuern eingesetzt hatte, sich durch Übermut und gehässige Kontrolle im Volke verhaßt. Das Heer wurde nach dem Kriege erneuert und zum Schutze des Staates auf 200 000 Mann erhalten. Zur Ausbildung eines tüchtigen Offizierftandes wurden Kadettenhäuser und Militärschulen eingerichtet. Große Sorgfalt ^widmete er der Verbesserung der Rechtspflege. Schon 1747 hatte er den Codex Fridericianus, eine neue Gerichtsordnung, gegeben; dann wurde ein neues Gesetzbuch in deutscher Sprache, das „Allgemeine Landrecht", unter ihm begonnen, jedoch erst unter seinem Nachfolger vollendet. Für Hebung der geistigen Bildung sorgte er, soweit es die Staatseinkünfte zuließen. 1763 erschien das General-Landfchulreglement, durch welches er das von feinem Vater begonnene Werk zur Hebung des Volksfchulwefens fortsetzte. Den Künsten und dem Theater bewahrte er seine Gunst; doch blieb die durch seine Erziehung befestigte Vorliebe für die französische Litteratur. Da diedeutsche Litteratur sich in seiner Jugend noch nicht in dem Grade entwickelt hatte, daß sie ihn anziehen konnte, so blieb er ihr auch in späterer Zeit fremd.

9. Geschichte der Neuzeit - S. 150

1887 - Wiesbaden : Kunze
150 Zweite Periode der Neuzeit. auch hatte er den (Schimpf*) nicht vergessen, welchen Ludwig feiner Mutter angethan hatte. Prinz Eugen begab sich 1683 nach Östreich, um an dem Kampfe gegen die Türken teilzunehmen, und ba er sich bei dem Entsätze von Wien wacker hervorgethan hatte, so übergab ihm der Kaiser noch im gleichen Jahre ein Dragonerregiment. Die Soldaten meinten freilich, der kleine Kapuziner in feinem grauen Mantel werbe nicht vielen Türken den Bart ausraufen. Allein Eugen wußte sich bei Freunb und Feind balb hohe Achtung zu verschaffen. Selbst Ludwig Xiv. gab sich alle Mühe, das ehemalige Äbtlein zu versöhnen, und ließ ihm die Statthalterschaft der Champagne, die Würbe eines Marschalls und eine jährliche Pension von 2000 Louisb'or anbieten. Allein der eble Ritter bemerkte dem französischen ©efanbten, welcher im Namen feines Königs biefe Anerbietungen gemacht hatte, folgenbes: „Antworten Sie Ihrem Könige, daß ich kaiserlicher Feldmarschall bin, was ebensoviel wert ist, als der französische Marfchallsstab. Gelb brauche ich nicht. Solange ich meinem Herrn reblich biene, werbe ich beffen genug haben." Bei allem Ruhme war Prinz Eugen höchst bescheiben und leutselig, ein wahrer Vater seiner Soldaten. Die größte Sorge trug er für gute Verpflegung der Truppen; barum vergötterten ihn aber auch feine Soldaten und opferten sich sreubig und mutig für ihn auf. Sein Äußeres fiel nicht sehr ins Auge, benn er war klein, schmal und bleich. Seine Haltung war männlich. Jeben, der mit ihm rebete, faßte er fcharf ins Auge. Seine Stimme beim Kommcmbierert war stark und vernehmlich. Eugens Energie und Felbherrntalent verbaust es Europa, daß die Türken nie wieber zu so gefährlichen Feinben der Christenheit würden, wie sie vorher waren. Noch größere Lorbeeren sammelte er im spanischen Erbfolgekriege. Eugen eröffnete den Krieg in Italien, besiegte den Marfchall Gatinat 1701 und nahm den französischen Felbherrn Villeroi 1702 gefangen. Der Nachfolger besseren, der Herzog von Ven-bome, brachte den Prinzen jeboch in Verlegenheit durch eine imposante Kriegsmacht, und der -Kaiser, selbst hart liebrängt, konnte keine Verstärkungen senben. Der Kurfürst von Bayern war nämlich in Tirol eingebrungen, um sich mit dem Herzoge von Venbome zu ver- *) Eugens Mutter, Olympia Manzini, war Ludwigs erste Geliebte gewesen. Obwohl sie eine Nichte des allmächtigen Kardinals Mazarin war, so hatte dieser doch daraus bestanden, daß der König dies Verhältnis abbreche. Ludwig verließ darauf Olympia, welche später aus Frankreich ausgewiesen wurde.

10. Geschichte der Neuzeit - S. 279

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 24. Napoleons Krieg in Portugal und Spanien. 279 entsagung und der Übertragung der Krone an Napoleon, dann zwang er Ferdinand zur Anerkennung dieses Gewaltstreiches. Ferdinand mußte sich mit einer Jahresrente begnügen und in Frankreich leben, während König Karl sich mit seiner Familie nach Rom begab. Zum Könige von Spanien ernannte Napoleon jetzt seinen ältesten Bruder Joseph, welcher Neapel an den bisherigen Großherzog von Berg, Joachim Murat, abtreten mußte. Dessen Großherzogtum erhielt der Kronprinz Ludwig von Holland. Als Joseph unter dem Schutze französischer Truppen in Madrid einzog, war dort bereits ein Aufstand ausgebrochen, der den Franzosen 1200 Soldaten kostete und ihnen zeigte, daß das spanische Volk mit der napoleonischen Zwingherrschaft nicht einverstanden war. Ganz Spanien griff nun zu den Waffen, und England versprach Hilfe. Es entspann sich ein heftiger fünfjähriger Krieg (1808—1813), welcher mit wechselndem Glücke geführt wurde. Bei Baylen (22. ^uli 1808) ward ein französisches Heer unter dem General Dupont von den Spaniern gefangen genommen. Das von den Franzosen belagerte Saragossa verteidigte sich unter Palasox aufs heldenmütigste. Jedes Haus ward in eine Festung verwandelt, die Mönche riefen jung und alt zu den Waffen und feuerten die Belagerten zur Ausdauer und Tapferkeit an. Als eine Batterie von ihrer Mannschaft verlassen war, eilte ein junges Mädchen herbei, schoß selbst die Kanonen ab und rief durch ihren Mut die beschämten Krieger zurück. Saragossa hielt sich; die Franzosen zogen ab. Joseph mußte Madrid verlassen. Inzwischen war in Portugal ein englisches Heer unter Arthur Wellesley, dem nachmaligen Herzog von Wellington, gelandet und hatte den General Junot besiegt und zum Abzug genötigt. Nach dem glänzenden Kongreß zu Erfurt eilte Napoleon mit einem mächtigen Heer selbst nach Spanien, besiegte seine Gegner und setzte seinen Bruder Joseph wieder ein. Aber er konnte nur kurze Zeit in Spanien verweilen, da Östreich von neuem zu den Waffen griff. Nun drängte Marschall Soult mit dem zum Teil aus Deutschen bestehenden großen Heer die Engländer aus Spanien fort; doch rettete Wellington durch den Sieg bei Talavera 1809 Portugal. Das zum zweiten Mal belagerte Saragossa fiel nach tapferer Gegenwehr, und Palafox geriet in französische Gefangenschaft. Trotzdem gelang die vollständige Unterwerfung Spaniens nicht. Die spanische Nationalregierung nahm ihren Sitz in Cadix, und der Volkskrieg loderte abermals auf. Überall bildeten sich Guerillabanden,
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